Und wieder mal das StilfserJoch

Bei heiterem Wetter am Morgen nach einem guten Frühstück wieder mal Start am Hotel Zentral in Prad, um die 25 km und 1860 Höhenmeter zur Passhöhe am Stilfser Joch mit dem Rennrad in Angriff zu nehmen. Die Vorfreude ist wie immer riesengroß.

Schon deutlich oberhalb der Baumgrenze, im Hintergrund ganz klein die Gebäude auf der Passhöhe zu erkennen.

Eine kurze Rast für ein Selfie und um noch einen Energieriegel aus dem Rucksack zu holen sowie um aus einer Quelle, die hier direkt am Straßenrand durch ein Rohr in einen Trog plätschert, frisches Quellwasser zu trinken.

Es sind jetzt nur noch etwas mehr als ca. 300 Höhenmeter, bald ist es geschafft.

Wie immer ist auch der Fotograf von fotostelvio.com wieder auf seinem "Paparazzi"-Posten in einer der oberen Kehren, um die Vorbeifahrenden zu fotografieren. Wer sich das Datum und die ungefähre Zeit des Schnappschusses merkt, kann später im Internet-Shop seine Erinnerungsfotos gezielt suchen und gegen ein Lösegeld von 8,50,-€ downloaden und für später für die wehmütigen Fotoabende im Altersheim fürs Album ausdrucken ;-)

Freie Fahrt vor, in und nach der Kehre. Wie hier gut zu erkennen, war die Auffahrt diesmal mit wenig Ausflugsverkehr garniert.

 

Auf der Passhöhe angekommen. Man sieht die grauen Wolken am Himmel, aber geregnet hat es glücklicherweise nicht, auch nicht bei der Abfahrt
Auf der Passhöhe angekommen. Man sieht die grauen Wolken am Himmel, aber geregnet hat es glücklicherweise nicht, auch nicht bei der Abfahrt

Wieder mal am Ziel, zum mittlerweile 7. Mal.

 

Es war eine körperlich sehr anstrengende Fahrt, was aber an den beiden Bergtouren der Vortage und der fehlenden Regeneration lag. Diesmal war es nur ein Tag Zwischenspiel in einer sonst ganz dem Bergsteigen und Hochtouren gewidmeten Urlaubswoche. So waren weder die Muskeln, Sehnen und Bänder erholt noch die Energiespeicher für eine schnelle Bergauffahrt gefüllt. Im Vergleich zum Vorjahr bin ich meist auf einer Gangstufe niedriger gefahren und habe entsprechend auch länger bis oben gebraucht.

 

Es war dennoch eine schöne angenehme Fahrt mit sehr wenig Verkehr, was den Genuss entscheidend erhöhte. Vermutlich lag es am vormittags bewölkten Wetter, dass es ein Mittwoch war und die Schulferien in Italien und den meisten anderen mitteleuropäischen Ländern bereits vorüber. So war es abschnittweise immer wieder mal minutenlang ruhig ohne Motorradlärm und man konnte bergauf auch die Kuven gut innen in der Diretissima hinaufschneiden ohne außen herum immer wieder in den kurzen Flachbögen die Übersetzung wechseln zu müssen, bzw. aus dem Trittrhythmus zu kommen.

Von nun an geht es nur noch bergab
Von nun an geht es nur noch bergab

Vor der Abfahrt, der Blick hinab bis zum Gasthof Franzenshöhe, der auf ca. 2.200 mtr. liegt. Dahinter knickt die Schlucht nach links weg und entsprechnd verläuft die Straße, bald danach dann auch wieder in das beginnende Waldstück hinein.

Bis dahin kämpft man in der Abfahrt auch ziemlich gegen die Kälte an, wenn man, mehr oder weniger nassgeschwitzt von der Bergfahrt, von oben wieder losfährt und dann nicht nur die Finger im Fahtwind ziemlich klamm werden. Schließlich beträgt der Temperaturunterschied pro 100 Höhenmetern etwa 1 Grad (bei sonst gleichen Randbedingungen), d.h. an diesem kühlen Tag mit bedecktem Himmel hatte es oben am Pass gerade mal 4 Grad und es war zudem windig.

 

Und dann gings los, wieder mal die berühmten 48 Kehren und eine rasante Abfahrt bis ins Tal. Trotz aller Bedachtsamkeit mit nicht gerade geringem Risiko und viel Adrenalin, es ist halt kein Radweg in Holland ;-)

Diesmal, bei der mittlerweile siebten Abfahrt, hatte ich allderdings das erste Mal das Gefühl der absoluten Souveränität auf dem Rad. Ganz anders als bisher, als ob ein Schalter im Kopf umgelegt worden wäre.

Mit Respekt und Konzentration, aber ohne subtile Angst und nicht mehr verkrampft und das Rad unter mir wie selbstverständlich und eher spielerisch zwischen Armen, Oberschenkeln und Füßen locker ausbalancierend und dirigierend.

Sicher trug auch das neue Carbonrennrad mit Scheibenbremsen das seinige dazu bei, da es mich in das Material und die Technik vertrauen ließ und das Unterbewusstsein ruhigstellte.

Jedenfalls war die Zeit um sehr viele Minuten schneller als bisher, ohne dass ich besonders hart getreten hätte. Lediglich die Kurven besser angesteuert, angebremst und durchrollt und im Gefälle generell weniger gebremst. Wer bremst verliert ;-)

Hinzu kam die an diesem Tag geringe Verkehrsdichte, sodass vielfach auch in Kehren sehr schnelle und Spaß bereitende weite Kurvenlinien über die gesamte Straßenbreite möglich waren.

Es war eine absolute Genussabfahrt mit Suchtcharakter und etwas lustvoller Angst. Insofern, Wiederholung und Fortsetzung folgt sicherlich irgendwann wieder.